Schnittstelle zwischen Arzt und medizinischem Fachpersonal
28.3.2023 | THD Pressestelle
Der sogenannte Physician Assistant gewinnt im deutschen Klinikalltag langsam an Bedeutung. Um einen Eindruck zu bekommen, wie Andere dieses Berufsbild in der Vergangenheit erfolgreich etabliert haben, waren am 22. März die Professorinnen Aliza Stern und Angela Reffel von der Boston University zu Besuch an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD). Im Rahmen einer hybriden und auch von außerhalb der THD zugänglichen Vorlesung berichteten sie über ihre Erfahrungen in amerikanischen Krankenhäusern und skizzierten zu erwartende Entwicklungen.
Rund 100 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren an der Deggendorfer Hochschule mit dabei, als die beiden Leiterinnen der didaktischen und klinischen Ausbildung des Physician Assistant (PA)-Programms an der Chobanian & Avedisian School of Medicine über die Relevanz dieses in Deutschland noch eher stiefmütterlich behandelten Berufsbildes informierten. Weitere 70 Personen nahmen online teil, darunter auch Hausärzte und Klinikleitungen. In den USA, so wurde berichtet, sei das Tätigkeitsfeld der PA schon seit über 50 Jahren als Profession etabliert. Nicht so bei uns. Allerdings: Immerhin etwa 300 Physician Assistants sind bundesweit bereits im Einsatz, vorwiegend an Kliniken.
Mit der Gründung des Bachelorstudiengangs »Physician Assistant/Medizinische Versorgung« ist im Oktober 2021 ein neues, junges Fachgebiet an der THD entstanden. Dahinter steht ein Berufsfeld mit vielen Möglichkeiten und Perspektiven für die Studierenden, um vor allem dem Ärztemangel in ländlichen Gegenden entgegenzuwirken und die Digitalisierung im Medizinsektor zu stärken. Die Tätigkeit der Absolventinnen und Absolventen dieses Studiums beinhaltet die eigenständige, von ärztlicher Seite jedoch delegierte und überwachte Durchführung von Tätigkeiten in unterschiedlichen klinischen Bereichen. Als PA unterstützt man den Arzt bei der Diagnosestellung und Durchführung von Therapien. Zu den typischen Aufgaben gehören darüber hinaus das Schreiben und Befunden von EKGs, die Durchführung von Ultraschalluntersuchungen oder die Mitarbeit und Aufnahme von Patienten in der Notaufnahme. Ebenfalls jeweils auf Anordnung einer Ärztin. Die Einsatzgebiete umfassen außerdem chirurgische oder internistische Fachdisziplinen in Kliniken. PAs sind aber auch im Bereich der Gesundheitsförderung, Rehabilitation, Prävention oder im hausärztlich-ambulanten Versorgungsbereich tätig.
Im Rahmen ihres Besuchs an der THD bekamen die Gäste aus Boston zusammen mit Prof. Dr. Horst Kunhardt, dem THD-Vizepräsidenten für Gesundheit, und Prof. Dr. Thiha Aung, Studiengangsleiter Physician Assistant, Einblicke in verschiedene regionale Kliniken. Darunter das Krankenhaus Freyung, das Bezirksklinikum Mainkofen, das Donau-Isar-Klinikum Deggendorf sowie die Kliniken Nordoberpfalz AG.
Aung war es, der den Kontakt zur Boston University während seines Kooperationsbesuchs 2022 herstellte. Es ist nun geplant, ein internationales Exchange-Programm für PA-Studierende und zukünftig auch für Studierende der Humanmedizin im Rahmen des Medizincampus Niederbayern aufzubauen. Im Oktober 2023 werden PA-Studierende von der THD für sechs Wochen an der Boston University im Bereich der Chirurgie hospitieren. Dort sollen sie Einblicke in den Alltag zu bekommen. Für das Jahr 2024 sind dann Hospitationen von Studierenden aus Boston in Niederbayern geplant.
Hochschulpräsident Sperber ist zusammen mit Studiengangsleiter Aung Mitte des Jahres für einen Gegenbesuch nach Boston eingeladen. Im Rahmen dieses Besuchs stehen Kooperationsgespräche für ein weiteres PA-Exchange Programm an der Yale University in New Haven auf der Agenda. Genau dort wurde übrigens 2021 der 50. Geburtstag deren PA-Programmes gefeiert.
Bild (THD): Die Leiterinnen der Ausbildung des PA-Programms der Boston University zu Besuch an der THD. (V.l.n.r.) THD-Vizepräsident Gesundheit, Prof. Dr. Horst Kunhardt, Studiengangsleiter PA Prof. Dr. Thiha Aung sowie die beiden Bostoner Professorinnen Angela Reffel und Aliza Stern und THD-Präsident Prof. Dr. Peter Sperber.