Kreislaufwirtschaft noch hinter den Erwartungen
21.7.2022 | THD Pressestelle
Mitte Juni trafen sich am Technlogie Campus Weißenburg-Gunzenhausen (TCW) bereits zum elften Mal Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, um gemeinsam über das Thema Kreislaufwirtschaft zu sprechen. Gastgeber war die Gruppe um das Projekt #DieWirkt. Grundsätzlich war man sich einig darüber, dass die Politik hier deutlich aktiver werden muss, aber auch, dass es ohne ein stärkeres Mittun der Gesellschaft nicht klappen wird.
Alfons Brandl, MdL und Abgeordneter der CSU, wies gleich zu Beginn darauf hin, dass für die Kreislaufwirtschaft das Verständnis aller Beteiligten benötigt werde. „Die Politik“, so Brandl, „muss den rechtlichen Rahmen auf Basis der Nachhaltigkeits-Ziele der Vereinten Nationen schaffen und für die einzelnen Bereiche verständlich herunterbrechen.“ Ein partei- und ressortübergreifender Dialog könne innovative Ideen im Bereich der Kreislaufwirtschaft deutlich schneller auf die Straße bringen. Auch Martin Stümpfig (MdL) von den Grünen sieht angesichts des bereits Anfang Mai erreichten Erdüberlastungstages dringenden Handlungsbedarf: „Weniger Ressourcenverbrauch bedeutet stets weniger CO2-Emissionen. Die Kreislaufwirtschaft kann zur Erreichung unserer Klimaziele einen großen Beitrag leisten.“ Dazu sollten auch die Hochschulen stärker eingebunden werden. Sie könnten durch gute Wissenschaftskommunikation ein besseres Verständnis der komplexen Problematik in der Bevölkerung fördern.
Mit dem Blick auf die Verpackungen alleine ist es aber nicht getan. Zum ökologischen Fußabdruck zählen außerdem Energieverbrauch der Herstellung, Transportgewicht, oder der Recyclingaufwand. „Die öffentliche Hand und die Industrie“, erklärt Michael Weigelt, Geschäftsführer GKV/TecPart e.V., „ist gefordert, entsprechende Kreisläufe zu etablieren.“ CO2-günstige Produkte und Werkstoffe müssten möglichst lang im Kreislauf gehalten werden. Jedoch fehlten allein für Deutschland mindestens 1,5 Millionen Tonnen für die Wiederverwendung aufbereitetes Material. Woher diese sogenannten Rezyklate kommen sollen, bleibe eine offene Frage. „Eine wesentliche Voraussetzung, um dieses Problem abzumildern, ist die Reduzierung von Mischabfällen, in denen sich viele hochwertige Kunststoffe befinden“, so Weigelt weiter.
Ohne Zweifel müsse bereits in der Entwicklung von Produkten ein auf lange Lebensdauer orientiertes Design zur Anwendung kommen. Klebeverbindungen müssten generell reduziert werden. Passende Standards und auch ordnungsrechtliche Rahmenbedingungen gebe es dafür allerdings noch nicht. Auch wäre mehr Offenheit der Gesellschaft gegenüber anderen Formen der Nutzung zu begrüßen. Sharing-Modelle zum Beispiel. Bei verbraucherrelevanten Themen rund um Bio-Kunststoffe und deren Abgrenzung zu (industriell) biologisch abbaubaren Kunststoffen besteht nach Meinung der Experten und Teilnehmenden noch deutlicher Aufklärungsbedarf.
Viel Zeit bleibt nicht, wenn wir als Gesellschaft im Hinblick auf die Begrenzung der Erderwärmung den Umweltschutz bzw. Klimaschutz in den Vordergrund stellen wollen. Für Michael Weigelt nur eine rhetorische Frage: „Wir müssen uns jetzt ums Klima kümmern, aufräumen können wir später noch.“ Der Fokus solle deshalb auf die CO2-Bilanzen bei den Produkten gelegt werden. Ein digitaler Produktpass könne in diesem Kontext ein wichtiges Steuerungselement der Politik sein.
Bild (THD): Michael Weigelt: Müssen uns jetzt ums Klima kümmern.