2.2.2015 |
Breites Bündnis schafft Zukunftschancen für Studienabbrecher
Karrierebrücken zwischen akademischer und beruflicher Bildung
Was Studienabbruch und –wechsel angeht, kursieren immer wieder hohe Werte, im Ingenieurbereich sollen es gar ein Drittel der Studierenden sein, die das erste Studium nicht zu Ende bringen. Gleichzeitig herrscht in vielen kleinen und mittleren Unternehmen ein Mangel an qualifizierten Facharbeitern und Auszubildenden. Die Region Niederbayern möchte es nicht dem individuellen Engagement überlassen, welche Zukunftschancen ein junger Mensch außerhalb des Studiums für sich entdeckt. Vielmehr sollen Strukturen geschaffen und Karrierewege jenseits des Studiums eröffnet werden.
Vertreter der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, der Arbeitsagentur, der Wirtschaftsförderung der Stadt Deggendorf und des Weiterbildungszentrums der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) ziehen künftig ein einem breiten Bündnis gemeinsam mit der Hochschule an einem Strang. Die Weichen dafür stellte der Career Service der THD kürzlich bei einem Netzwerktreffen zum Thema „Studienerfolg und Neuorientierung“.
„In Zeiten des Fachkräftemangels ist es von hoher gesellschaftlicher Relevanz, Karrierebrücken zwischen akademischer und beruflicher Bildung zu bauen“, erklärt Martina Heim, die Leiterin des Career Service der THD. „An der TH Deggendorf sind bereits zahlreiche Maßnahmen zur Absicherung des Studienerfolgs etabliert, aber auch solche, die Alternativen aufzeigen im Fall des Studienabbruchs oder der Umorientierung“. Laut Martina Heim gibt es an der THD neben Tutorien auch Stützkurse, Übungen und Prüfungscoachings, die Studierenden werden vor dem Drittversuch einer Prüfung von der Fachstudienberatung kontaktiert, die Zentrale Studienberatung berät rund ums Semester und gibt Hilfestellung, der Career Service begleitet die Jobsuche, informiert regelmäßig über Stellenangebote und vermittelt berufsrelevante Schlüsselkompetenzen. Die Gruppe der zu Beratenden ist äußerst heterogen. Wenig gesichert sind jedoch die Daten derjenigen, die ihren Studiengang verlassen. „Brechen sie wirklich überwiegend das Studium ab oder wechseln sie nicht nur Studienfach und Hochschule?“, fragt sich Heim. Um die Zielgruppe exakt definieren zu können, hat der Career Service mit Hilfe des DZHW (Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung) eine Umfrage gestartet, die Aufschluss über die Gründe des Studienabbruchs geben soll. Darüber hinaus wollen die Netzwerkpartner zukünftig vor allem im Bereich der Beratung intensiver zusammenarbeiten. Die zentralen Ansprechpersonen und Informationen werden besser gebündelt bereitgestellt. Für 9. Juni ist ein Orientierungstag an der TH Deggendorf geplant, an dem auch eine eigens vom Ministerium eingesetzte Beratungs- und Koordinierungsstelle präsentiert wird. Zur Erleichterung des Übergangs zwischen akademischer und beruflicher Bildung werden zukünftig die Leistungen der Studierenden individuell geprüft. Bei ausreichend abgeschlossenen Studiensemestern und Praxiserfahrung können Teile des Studiums auf eine Ausbildung angerechnet oder es darf gleich mit eine Weiterbildung gestartet werden. Gemeinsames Ziel ist es, eine Willkommenskultur in der Region aufzubauen, welche das Scheitern im Studium durch das Aufzeigen von Perspektiven in der beruflichen Bildung auffängt.