30.9.2013 |
Spatenstich für den "Kunststoffcampus Bayern" in Weißenburg.
Von einem Meilenstein war am Sonntag im Weißenburger Gewerbegebiet West mehrfach die Rede. „Weißenburg wächst jetzt tatsächlich zum Hochschulstandort“, unterstrich Landrat Gerhard Wägemann. Und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel sprach angesichts dieser Tatsache von einem „historischen Moment“. Anlass war der Spatenstich für den „Kunststoffcampus Bayern“.
Die Kombination eines Technologietransfer- und eines Studienzentrums ist bayernweit bisher einmalig. Dass das Projekt deutliche Strahlkraft über die Region hinaus hat, zeigte auch die Tatsache, dass der Bayerische Rundfunk den Spatenstich vermeldete.
Zu dem Ereignis waren Vertreter der beiden beteiligten Hochschulen, der Wirtschaft, des bayerischen Wirtschaftsministeriums, der Planungsbüros und des Generalunternehmers, Mitarbeiter des Landratsamts und der Stadtverwaltung, Aufsichtsräte sowie Nachbarn eingeladen.
Der Ausbau des „Kunststoffcampus Bayern“ zu einem „international anerkannten Bildungs-, Forschungs- und Entwicklungszentrum, die Vernetzung mit der Industrie, die Erarbeitung und Durchführung von maßgeschneiderten Lehrangeboten und die Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsaufträgen aus der Industrie stehen im Vordergrund des Kooperationsvorhabens der Technischen Hochschule Deggendorf und der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach“, skizziert eine Pressemitteilung das Vorhaben.
Die Freude und die Erleichterung über den Baubeginn war am Sonntag allen Verantwortlichen anzumerken, denn den bisherigen Weg des Projektes prägten einige Stolpersteine. „Wir mussten so manches Auf und Ab erleben bis wir zu diesem Spatenstich kamen“, schilderte Landrat Wägemann, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der TSZ Weißenburg GmbH ist. Und OB Schröppel bekundete mit den Worten „das Projekt ist meiner Haarfarbe nicht zuträglich“, dass ihm der Kunststoffcampus Bayern manch graues Haar wachsen ließ und ihm
Als das Vorhaben im November 2011 vorgestellt wurde, sah alles schon festgezurrt aus. Der damalige Finanzminister Georg Fahrenschon hatte die Finanzierung zugesichert. Doch Anfang 2012 hatte im Münchner Wissenschaftsministerium niemand mehr die vereinbarte Summe im Gedächtnis.
Wägemann kämpfte unnachgiebig und nach zähem Ringen standen wieder die ursprünglich zugesicherten 7,5 Millionen Euro zur Verfügung (5,5 Millionen Euro Anschubfinanzierung und zwei Millionen für die Personalkosten in den ersten fünf Jahren). Der Freistaat zahlt sogar das Personal in den Folgejahren.
"Da war das Tal der Tränen erstmal erreicht"
Doch es sollte weiteres Ungemach folgen. Als die ersten Kostenschätzungen um den Jahreswechsel 2012/ 2013 eingingen, war man „weit von dem entfernt, was budgetiert war“, schilderte Markus Hertlein von der Firma HSP Projektmanagement und Beratung, die das Vorhaben steuert. „Da war das Tal der Tränen erstmal erreicht.“ Man habe gemeinsam alles nochmals überprüft, nach weiteren Synergieeffekten gesucht und schließlich „eine deutliche Reduktion der Fläche“ erreicht. An der Qualität wurden aber keine Abstriche gemacht, versicherte Hertlein. „Wir bekommen ein sehr effizientes Gebäude.“
Als erfreulich werten alle Beteiligten, dass bei der Vergabe trotz der sehr guten Baukonjunktur und den damit verbundenen hohen Preisen der vor- gegebene Kostenrahmen eingehalten wurde. Der TSZ-Aufsichtsrat hatte sich einstimmig für die Vergabe der europaweit ausgeschriebenen Generalunternehmerleistungen an das Hoch- und Tiefbauunternehmen Bachl im niederbayerischen Röhrnbach ausgesprochen.
Gerhard Feld, Geschäftsführer der TSZ Weißenburg GmbH, nannte Bruttokosten von 15 Millionen für das „Leuchtturmprojekt“. Stadt und Landkreis müssen davon 8,5 Millionen Euro gemeinsam schultern. Für den ehemaligen Kreiskämmerer war es „ein politisches Meisterstück, das Wissenschaftsministerium für dieses Projekt zu gewinnen“. Er dankte ausdrücklich OB Schröppel und Landrat Wägemann, der Stadt- und der Kreisverwaltung sowie den Hochschulen Deggendorf und Ansbach für die konstruktive Zusammenarbeit.
Viel Lob für Gerhard Feld
Im Gegenzug gab es sowohl von den Hochschulen, als auch von Schröppel und Wägemann viel Lob für Feld: Er habe in der ihm eigenen Art das Vorhaben vorangetrieben, sagte der Landrat. Wägemann dankte aber auch dem Wirtschaftsministerium für die Standortentscheidung, die Anschubfinanzierung und die Dauerfinanzierung des Personals, den Mitarbeitern im Landratsamt und der Stadtverwaltung sowie dem OB „für die unkomplizierte Zusammenarbeit“. Schröppel ist ebenfalls von der Kooperation über Partei- und kommunale Grenzen angetan.
Die Hochschulvertreter bescheinigten den Verantwortlichen vor Ort großen Kooperationswillen und Zielstrebigkeit. Professor Dr. Peter Sperber, Präsident der Technischen Hochschule Deggendorf, hat die Zusammenarbeit mit Wägemann „immer Spaß gemacht“. An den Landrat gerichtet sagte er: „Ohne ihre Durchsetzungskraft hätten wir es nicht geschafft. Glücklicherweise wussten wir beide immer, was wir wollen.“
Sperber ist überzeugt, dass mit dem Kunststoffcampus „wirklich etwas Besonderes für Bayern“ entsteht. Er ist zuversichtlich, dass das Konzept aufgeht. Bereits bestehende Campi würden sehr gut angenommen und erhielten viele Aufträge aus der Industrie.
Mit der gelte es nun Kontakte zu knüpfen. Erste Unternehmen seien schon auf ihn zugekommen, schilderte Professor Dr. Christian Wilisch, fachlicher Gesamtleiter des „Kunststoffcampus Bayern“. Er sprach dem Landkreis und der Stadt seine Anerkennung für die große Investition aus: „Es gehört Mut dazu, so viel Geld in die Hände zu nehmen.“
Er und alle anderen Redner hoffen auf einen unfallfreien Bau des Campusgebäudes mit einer Geschossfläche von rund 3400 Quadratmetern, das in einer „sehr ambitionierten Bauzeit von gut 14 Monaten“ (Gerhard Feld) entstehen soll.
Quelle: nordbayern.de
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