4.7.2017 |
Projekt "Digitales Dorf " will Alt und Jung am Prozess beteiligen – Infoveranstaltung am 4. Juli im TAZ Spiegelau
Alt und Jung im Rosenium Spiegelau gemeinsam an einem Tisch. Generationenübergreifend will das Digitale Dorf das Leben in der Region einfacher machen. Mittendrin ist Projekt-Mitarbeiterin Gudrun Fischer mit Sohn Severin. Die Senioren Mathilde Haselbach (links daneben) Gertraud Pissinger und Cilly Döringer freuen sich über die Hilfe. − Foto: Campus
Grafenau/Frauenau/Spiegelau. Der Schulranzen ist zu schwer. Oder ein dringendes Medikament wird auf die Schnelle benötigt. Was das mit dem Projekt "Digitales Dorf" zu tun hat?, können Bürger am 4. Juli um 18 Uhr bei einer Infoveranstaltung des Tech-Campus Grafenau und der Gemeinden Frauenau und Spiegelau im TAZ Spiegelau erfahren. Mehr noch – sie können sogar mitbestimmen, wie das Projekt ausschauen wird.
Groß war vor einiger Zeit die Freude, als bekannt wurde, dass die Gemeinden Spiegelau und Frauenau den Zuschlag in Sachen "Digitales Dorf" bekommen haben. Die Federführung liegt beim Technologiecampus in Grafenau, genauer gesagt bei Campus-Chefin Prof. Diane Arens und ihrem Team.
Und die ist sich mit den Bürgermeistern Karlheinz Roth (Spiegelau) und Herbert Schreiner (Frauenau) einig, dass es wichtig ist, die Bürger in das spannende Projekt einzubinden. Nur so könne es erfolgreich werden. "Wir müssen den Bewohnern des Bayerwaldes einen Mehrwert bieten, den sie täglich spüren". Also hinaus aus dem Elfenbeinturm der Theorie ins tägliche Leben. Und damit man weiß, wo es im täglichen Leben so zwickt, ist die Mithilfe der Bürger gefragt.
Aus einer Vielzahl von Ideen wurden vorab wichtige Handlungsfelder definiert, wie Professorin Arens sagt. Um die Diskussion nicht zu zerfasern. Es gehe um Telemedizin, um Mobilität(z.b. ein Dorfshuttle für Spiegelau), das digitale Rathaus in Frauenau oder die Partizipation am sozialen Leben (Schulen, Pflege und Ideen aus der Wirtschaft.
"Geschichten aus dem Leben werden gesucht", da sind sich die zwei Bürgermeister und die Projektanten einig. Eine Geschichte aus dem Leben ist beispielsweise die Tatsache, dass "die Schultaschen der Kinder immer schwerer werden", wie Arens sagt. "Warum kann man die Bücher nicht in gewissem Maße durch e-books ersetzen"? Die Schüler müssten dann weniger schleppen. Und das Problem mit der Verfallszeit der irgendwann zerfledderten Bücher sei dann auch passè. Oder die Tatsache, dass sich der Lerninhalte ändere und der Bücher-Inhalt Geschichte sei.
Wenn der Unterricht überraschend einmal schneller aus ist, als die beiden berufstätigen Elternteile geplant haben, soll dank dem digitalen Dorf auch keine Welt zusammenbrechen. Mittels einer App soll es dann möglich sein, Betreuung durch andere Eltern zu organisieren – oder ein Gasthaus zu finden, wo es ein Mittagessen für den Sprössling gibt.
Auch ein unkomplizierter Bestell- und Lieferdienst für dringend benötigte Medikamente könnte Bestandteil des Projektes werden. Eine Stelle bündelt alles: Die Anfrage per App, die Sache mit dem Rezept, die Bestellung in der Apotheke und die Lieferung nach Hause. Was derzeit noch etwas nach Wolkenkuckucksheim klingen mag, könnte bald Realität sein.
Auch das in vielen Gemeinden angestoßene, aber auch oft gescheiterte Kümmerer-Projekt, könnte digital endlich verwirklicht werden. "Denn hier kann ich selbst bestimmen, wann ich welche Art der Hilfe brauche", sagt Roth. Denn gerade Senioren würden oft zurückschrecken, wenn eine fremde Person durch die angebotene Hilfe Einblick in die doch oft intime Lebenswelt bekomme. Und man diese Hilfe nicht so dosieren könne, bis sie für ein Einzelnen erträglich sei.
Wie gesagt, nur ein paar Ideen von vielen, die im täglichen Leben schlummern. Diese zu finden, das ist die Aufgabe der Infoveranstaltung, die am 4. Juli im TAZ über die Bühne geht. Andreas Nigl
01.07.2017 | PNP – FRG/Regionalausgabe