27.11.2014 |
Mit PV-Anlagen und Nahwärmenetzen könnte Zenting energieautark werden
Als „wesentlichen Schritt für die Zukunft“ sah Bürgermeister Leopold Ritzinger die Fertigstellung des Energiekonzepts für die Gemeinde an, das nun der Öfffentlichkeit vorgestellt wurde. Damit werde ein Umsetzungsprozess in Gang gesetzt, der Kommune und Bevölkerung über Jahre oder gar Jahrzehnte in Beschlag nehmen werde. Zunächst gelte es nun, die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren.
Zur Vorstellung des Energiekonzepts, das im Rahmen des Programms „100 energieautarke Gemeinden“ erstellt worden sei, begrüßte der Bürgermeister neben den Protagonisten Dipl. Ing. Josef Pauli vom Technologiecampus Freyung, Thomas Mader und Matthias Obermeier vom Ing.Büro Nigl + Mader, Röhrnbach, besonders Dr. Thomas Kerscher vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) als „Finanzier“ sowie Professor Dr. Wolfgang Dorner von der Technischen Hochschule Deggendorf als Referenten.
„Die Energiewende gestalten. Was bringt’s? Was ist zu tun?“, auf diesen kurzen Nenner brachte Pauli den Sinn eines Energienutzungskonzepts Ausgehend von der gegenwärtigen Situation, die einen hohen CO2-Emissionswert proKopf ausweise, wurden Strategien entwickelt, um die Wertschöpfung möglichst in der Gemeinde bzw. Region zu halten und Wege zu einer energieautarken Gemeinde aufzuzeigen.
Allein aus dem ermittelten Wärmeverbrauch von knapp 19 200 Megawatt, der derzeit durch fossile Energieträger gedeckt werde, sei eine Wertschöpfung von rund einer Million Euromöglich, so Pauli. In Ster Holz ausgedrückt – auf Nachfrage von Heike Dülfer – seien dazu jährlich 13 000 Ster notwendig. In Zenting könne man allerdings lediglich ein Drittel aus nachwachsendem Holz decken. Da davon rund 82,5 Prozent von den privaten Haushalten verbraucht werde, sei es wohl das „größte Problem“, wie diese für eine Energiewende mobilisiert werden können. Darin sehe er vor allem eine Aufgabe der Gemeinde, sagte Josef Pauli.
Die Strategie, die Gemeinde zum Wärmeselbstversorger zu machen, sei „zwar nur ganz knapp, aber möglich“, war er überzeugt. Insbesondere durch Einsparungen und Sanierungen sei, neben dem Einsatz von Biomasse und Solarthermie, ein Großteil der Wärme zu generieren. Die Frage, die sich Gebäudeeigentümer stellen müssten, ist: Kann ich es mir leisten, nicht zu sanieren? Dasselbe gelte für den Stromverbrauch. Wenn nur jeder zweite Hausbesitzer eine PV-Anlage installiere, sei eine Selbstversorgung möglich, rechnete der Diplom-Ingenieur vor – „und Dachflächen sind genug vorhanden“.
Prof. Dorner betrachtete anschließend die „Energiewende im Kontext unserer Zeit“. Diese werde von den Medien bereits totgesagt. Die Verunsicherung sei groß. „War nun alles für die Katz'?“, fragte er. Für die Kommunen seien jedoch zwei Aspekte relevant: Was ich tun kann,sollte ich tun, wenn es gesellschaftlich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Bei Planungen sollte man konsequent nach vorne denken. Dadurch könne man auf sich ändernde Situationen rechtzeitig reagieren, Fehlentwicklungen vermeiden und im Bedarfsfall steuernd eingreifen. „Die Kommunen haben es selbst in der Hand, vorausschauend zu planen und selber zu handeln“, betonte Dorner.
Wie also könnte nun die Umsetzung aussehen, welche konkreten Maßnahmen werden vorgeschlagen? Dazu gab Matthias Obermeier an drei Beispielen nähere Auskunft: PV-Freiflächenanlage, Nahwärmenetze in verschiedenen Orten, verbesserte Heizsysteme – so könne es gehen. Wenn sich auch manches Projekt anfangs nicht rechne, sei doch eine Rentabilität auf lange Sicht gegeben. Die Nutzungsdauer der Anlagen gehe weit über die Tilgungszeit des eingesetzten Kapitals hinaus.
Das Energiekonzept sehe dazu einen Maßnahmenkatalog vor, so Josef Pauli, der einzelne „Leuchtturmprojekte“, wie etwa die vorgenannten, hervor hebe. Als „ein Muss“ sehe er es deshalb an, einen Energiebeauftragten zu bestellen, der den Prozess am Laufen halte und immer wieder anschiebe. Weiter sollte sich die Gemeinde Ziele setzen und auch die Gründung einer kommunalen Gesellschaft zur Wärme- und Stromvermarktung sollte angedacht werden. Um in konkrete Planungen einsteigen zu können, sollte aber vor allem eine Abfrage aller Haushalte zu deren Wärme- und Strombedarf erfolgen. Ebenso sei ein gemeinsamer Energieeinkauf von Gewerbe und Landwirtschaft langfristig der günstigereWeg.
Der Bürger sollte ersehen, dass er einen Nutzen daraus hat, dann werde er sich auch leichter mit der Energiewende identifizieren, sagte Pauli und bedankte sich abschließend „für Ihr Vertrauen in uns“.
Bürgermeister Ritzinger sah im Energiekonzept eine „tolle Inspiration“. Es gelte nun die Bevölkerung zu mobilisieren, denn „es geht jeden Einzelnen an“. Neben der Bewusstseinsbildung können aufgezeigte Einsparpotenziale schnelle Erfolge zeitigen. An den längerfristigen Maßnahmen werde die Gemeinde dran bleiben. Das Energiekonzept dürfe nicht zur Makulatur werden, sondern fordere Bürger und Kommune gleichermaßen. „Ein wesentlicher Schritt in die Zukunft“, betonte Ritzinger abschließend.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 27.11.2014
Autor/Foto: Thurnreiter