9.5.2014 |
Acht Kommunen der ILE Ilzer Land erhielten Integriertes Energiekonzept überreicht - Jetzt geht die Arbeit richtig los
Damit man nicht auf den „Holzweg“ gerät, braucht man Wegweiser. Oder genau dahin? Was hat die Region an Bedarf und Möglichkeiten energetischer Art? Könnte sie sich selbst versorgen oder gar noch Energieexporteur werden? Welche Rolle spielen dabei Holz, Wasser, Wind und Sonne? Und wie abhängig ist man von Öl oder Gas, wenn man dafür sorgt, dass man sie nicht mehr in dem Maß benötigt wie derzeit? Es ist ein großer Fragenkatalog, der in das Energiekonzept des Ilzer Landes einfloss. Aber dabei soll es nicht bleiben. Es geht um Antworten für die Zukunft, die gestern im Rahmen der Aktionstage Holz in Grafenau „übergeben“ wurden.
Seit anderthalb Jahren arbeitet das Handlungsfeld Energie in der ILE Ilzer Land daran, zusammen mit Partnern wie dem Amt für Ländliche Entwicklung als Förderer oder dem Technologiecampus in Freyung, Daten zu erheben und Lösungsstrategieen zu entwickeln. Manches befindet sich schon in der Umsetzungsphase, etwa bei Beleuchtungen oder Heizungen von kommunalen Liegenschaften. Manches wird auf mittlere oder lange Frist anzupacken sein. Was aber nicht sein soll: dass das Konzept in einer Schublade verschwindet.
Dr. Christian Thur-maier vom Amt für Ländliche Entwicklung meinte dazu in seinem Impulsreferat, dass dafür eine 70-prozentige Förderung zu schade wären. Für das Amt seien Innenentwicklung und Energiefragen zwei ganz zentrale Themen. Man dürfe einfach nicht in der Theorie stecken bleiben, sondern müsse das Erarbeitete auch nutzen. Man solle sich nicht verwirren lassen von großen politischen Themen. Wichtig sei, dass ein Umdenkprozess stattfinde, bei denen kommunale Liegenschaften gerne auch beispielgebend sein dürfen, damit man sieht: Jeder kann auf Dauer viel sparen. Im „Energie-Dreisprung“ aus Sparen, Nutzen und Erzeugen müsse man heute noch sehen, dass pro Kopf etwa 1200 Euro jährlich an Energieimporten stattfinden. Bei einer derzeit auch wieder instabileren Weltlage heiße das zunehmend, dass Warten Probleme auf zukünftige Generationen abwälzen hieße.
Wo konkret Chancen zu sehen sind, das erläuterte Josef Pauli als Energiespezialist des TC Freyung anhand des vorgelegten Zahlenmaterials. Er meinte, dass der Übergabetermin auch keine Abschlussveranstaltung sein dürfe. Jetzt gehe es erst richtig los. Wo wird der meiste Strom verbraucht? Woher kommt unsere Wärme? Könnten wir da sogar autark werden? Bei Strom sieht es sogar gut aus, dass die Region Exporteur etwa für Ballungszentren werden kann. Bei Wärme? Es wäre zu schaffen, auch wenn seiner Meinung nach etwa bei Holz weiter lieber ein gut gedämmtes Massivhaus daraus werden sollte, statt darin damit zu heizen. Aber es geht ja nicht nur um „jetzt und brauchen“, sondern auch um effektivere Nutzung, um Sanierungschancen, um ein Einsparpotenzial, das im Ilzer Land bei 6,7 Millionen jährlicher Einsparung an Wärmeerzeugung errechnet wird. Dafür sei zwar ein Investitionsaufwand von 140 Millionen nötig. Aber darin steckten dann auch Wirtschaftsförderung vor Ort und Arbeitsplätze in der Region. Das vorgelegte Konzept sei ein Kataster der Möglichkeiten. Vor allem dann, wenn, wie er fest annimmt, es künftig neue Währungen gibt. Wie das CO2. Welchen Ausstoß darf man sich noch leisten? Finanziell und ökologisch?
Professor Wolfgang Dorner vom TC Freyung fügte dazu an. Auch wenn man meinen könnte – angesichts der aktuellen Diskussion in Berlin und München – die Energiewende sei tot, könne man allenfalls davon reden, dass ein Boom vielleicht vorbei sei, die Vernunft statt der Triebe aber dadurch erst Raum gewinnen. Wasübrig bleibe: Technologien für die Zukunft. Genau dafür seien die Umsetzungen jetzt umso wichtiger. In längeren Zeiträumen gedacht, sei das fossile Zeitalter eben vorbei. Man komme an die Grenzen der Ausbeutung.
Wenn es um den „Profit“ eines Wendebooms nicht mehr gehen kann, dann gehe es eben darum, wie man dauerhaft davon profitieren kann, dass der Grundgedanke in der Fläche angekommen ist. Da gebe es eine Lücke zusammen mit den Menschen zu füllen. In manchen Kommunen seien die Ergebnisse schon genutzt worden,umProjekte anzustoßen. Damit etwa die Steckerleiste selbstverständlich wird, mit der sinnlose Stand-by- Verbraucher effektiv und wirksam ausgeschaltet werden, so brauche es vor Ort auch Steckerleistenpersönlichkeiten, an die angeknüpft werden kann und die Power verteilen.
Dazu regte Christian Thurmaier auch an, Energiebeauftragte zu bestellen und einen Klimaschutzmanager zu installieren. Ergebnisse sollten in Bauleitplanungen einfließen und Informationspolitik sollte Überzeu- Warten wälzt Probleme ab AchtKommunender ILE Ilzer Land erhielten Integriertes Energiekonzept überreicht - Jetzt geht die Arbeit richtig los gungsarbeit leisten. Josef Pauli empfahl ebenfalls, dass ein jährliches kommunales Budget dafür in jeder Gemeinde Pflicht sein sollte. Und auch Wolfgang Dorner zeigte sich sicher, dass Theorie und Praxis schon gut zusammenspielen könnten, wenn es jetzt per Konzept an die Kommunen hinaus ginge.
Wie Idee und Realität auf einen Nenner kommen können, das zeigt übrigens auch die Ausstellung, die parallel zu den Aktionstagen Holz im 1. Stock desm Grafenauer Rathauses gezeigt wird. „Unser Haus spart Energie - Gewusst wie“ erklärt anschaulich, wie etwa Hausbesitzer mit Dämmung, moderner Haustechnik oder Biomasse den Kopf nicht mehr nur bei der kommenden Energieabrechnung haben müssen. Sechs Themenhäuser bieten Einblicke von „Heizkostenrechner“ bis Alternative. Auch darüber soll der Bildungsauftrag der „Öffentlichen Hand“ weiter verfolgt werden. Denn die größten Potenziale liegen laut Energiekonzept in gewerblich genutztem Strom und Wärme in Haushalten. Und da gehe auch viel, statt nur darüber zu reden.
Quelle: Passauer Neue Presse vom 3. Mai 2014
Autor/Foto: Hermann Haydn