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Forschen für ein „intelligentes" Bett

14.4.2014 |

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BRK und Campus initiieren Forschungsprojekt - Sensoren fur die Seniorenpflege

Ein kleiner silberner Koffer zieht alle Blicke auf sich. Laboringenieur Martin Bücherl hebt den Deckel - und zum Vorschein kommt das Miniaturmodell eines Bettes. Und das hat es in sich.

 

Jeder Fingertipp auf die Matratze wird registriert. Bücherl arbeitet am intelligenten Bett. Den Praxisbezug liefern ihm Manfred Aschenbrenner, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, und  die Leiter der BRK-Seniorenheime. Gestern stellten Bücherl mit Professor Dr. Josef Weber, stellvertretender Leiter des Technologie Campus Cham, das Forschungsprojekt vor.

Forschungsstiftung gibt grünes Licht

„Technik für ein selbstbestimmtes Leben" lautet der Titel das Projektes, das die bayerische Forschungsstiftung jüngst genehmigt hat. Die Forschungssumme umfasst 98.000 Euro. Zunächst, denn Weber ist überzeugt, dass sich das Projekt ausweiten wird. Er rechnet mit einer gesamten Laufzeit über zweieinhalb Jahre mit einem Etat von knapp 800.000 Euro.

Doch noch stecken Weber und sein Team in der Startphase. Und dazu brauchen sie Daten über die Wünsche von Patienten sowie Pflegemitarbeitern. Die nötigen Fakten liefert jetzt das BRK. In einer Hauruckaktion haben die Führungskräfte in den BRK-Seniorenheimen in Waldmünchen, Roding, Furth im Wald, Bad Kötzting sowie Zandt Fragebögen an 522 Patienten sowie 307 Mitarbeiter verteilt. „Die Antworten waren auch für uns sehr aufschlussreich", stellt Aschenbrenner fest. 90 Prozent der Senioren zeigen rich demnach einverstanden, dass Technik anstelle freiheitsentziehender Maßnahmen wie Fallschutzgitter oder Rollstuhlgurte eingesetzt werden. Ein fast ebenso großer Teil der Befragten zieht die Sensoren einer Kameraüberwachung im Pflegezimmer vor. Umgekehrt erhoffen sich auch die Mitarbeiter eine Erleichterung im Arbeitsalltag durch den Einsatz von Sensoren.

Sensoren lösen bei Gefahr einen Alarm aus

Wie der aussehen könnte, davon hat Weber schon eine Vorstellung. „Wir arbeiten an einer universell anwendbaren Sensorenmatte, die Druckmuster kontinuierlich erfasst und erkennt, in welcher Position sich der Patient im Bett befindet." Verlässt also ein Pflegebedürftiger sein Nachtlager oder kommt der Bettkante gefährlich nahe, könnte die Pflegekraft eine Meldung auf ihr Handy bekommen. Auch weitere Einsatzmöglichkeiten wären denkbar. Es gibt Schwerstpflegebedürftige, die sich kaum mehr bewegen und mehrfach umgelagert werden müssen. Zwei-, dreimal die Nacht kommt die Schwester ins Zimmer, schaltet das Licht an und bettet den Patienten um. „Wenn das Sensorensystem anzeigt, dass sich der Betroffene selbst gedreht hat, braucht niemand nachts ins Zimmer und ihn wecken", zählt einer der Heimleiter weitere positive Faktoren auf.

Um das fachliche Knowhow im Boot zu haben, hat sich Weber die Unterstützung der Firmen Kappenberger+Braun sowie Zollner geholt. „Wir kennen uns aus mit Medizinprodukten und wissen, welche Normen eingehalten werden müssen", versichert Zollner-Entwicklungschef Ulrich Niklas. Franz Mayer, Leiter der Fernmeldetechnik bei K+B, bringt die Erfahrung in Planung mit Installation von Sicherheitstechnik in der Pflegebranche mit. „Damit sichern wir uns einen starken Praxisbezug", ist Weber froh über die kompetenten Projektpartner.

Ganz neu ist die Idee übrigens nicht. „Es wurden schon Sensoren in der Pflege eingesetzt", berichtet Weber, nur sind die Modelle längst nicht ausgereift und verursachen zum Teil viele „Fehlalarme". Daher wollen Weber und sein Team bewusst auf die Kombination verschiedener Sensoren setzen und das System damit zuverlässiger machen. Außerdem wird das BRK für die Praxistests sorgen.

Bei der gestrigen Vorstellung war BRK-Landespräsident Theo Zellner, vormals Landrat in Cham, anwesend. Er zeigte sich überzeugt, dass Technik den Lebensalltag älterer Menschen erleichtern kann. „Sofern sie leicht anwendbar ist, fügte er hinzu. Dass der Campus Aufträge aus der Region bekommt, freute Zellner besonders. Schließlich war er es, der die Hochschule in den Lanclkreis gelockt hat.

Quelle: Chamer Zeitung vom 14.04.2014