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E-Wald setzt die Gemeinden unter Strom

30.11.2010 |

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Im Sommer 2011 sollen die ersten Elektrofahrzeuge des E-Wald-Projekts leise über die Straßen im Bayerischen Wald rollen. Dieses ehrgeizige Ziel hat Professor Peter Sperber bei der Bürgermeister-Dienstversammlung genannt.

Und deswegen sollen bereits im Frühjahr die ersten Elektrofahrzeuge angeschafft werden. Von wem? Es wird sich eine Gesellschaft gründen, die die E-Wald-Geschäfte führt. Wer fährt dann 2011 mit E-Mobilen? „Das werden anfangs nur ausgewählte Nutzer sein“, erläuterte Sperber, möglicherweise Behörden, Unternehmen. Erst in den Jahren 2012 und 2013 soll das Angebot ausgeweitet werden. Dann soll die E-Wald-Gesellschaft agieren wie ein Autovermieter. Erste Zielgruppe: Touristen.
Dabei ist sich Sperber durchaus bewusst, dass es große Vorbehalte gegenüber der neuen Energie für das Automobil gibt: Ladedauer zu lang; Reichweite zu gering; Kosten zu hoch; und läuft man nicht Gefahr, dass man mit dem E-Mobil im Nirgendwo zwischen zwei Ladestationen hängen bleibt? „Der Kern des E-Wald-Projekts ist, dass man den Leuten damit zeigt, dass man mit einem Elektro-Auto nicht stehenbleibt; dass es ein zuverlässiges Automobil ist“, sagte Sperber. Wie berichtet ist das E-Wald-Projekt, das die Landkreise Regen, Deggendorf, Straubing-Bogen, Cham, Freyung-Grafenau und Passau umfasst, eines von drei Pilotprojekten, die von der Staatsregierung gefördert werden. In der Bayerwald-Region soll speziell erprobt werden, wie sich Elektroautos in topografisch und klimatisch schwierigen Regionen bewähren.
E-Mobile sind ein Element des Projekts, die Ladestationen ein weiteres - und dann kommt noch das wichtigste Element dazu: Die Steuerungs-Elektronik. So etwas wie ein schlaues Navigationsgerät, das nicht nur weiß, wo sich das Fahrzeug gerade befindet, sondern auch, wo die nächste Ladestation ist. Mit dem man einen Platz an der Station buchen kann, das dem Fahrer auch sagt, wie weit er mit dem E-Mobil noch kommt; und ihm auch noch erzählt, welche touristischen Sehenswürdigkeiten er in der Umgebung besuchen kann, während sich das Mobil an der Ladestation den Saft aus der Stromleitung saugt. Außerdem ist die Steuerzentrale immer darüber im Bild, welche Fahrzeuge wo unterwegs sind, welche wann frei sind, und wie der Ladezustand der Batterien ist.

Verkehrsmittel verknüpfen

Mit dem E-Wald-Projekt soll es auch gelingen, verschiedene Verkehrsmittel miteinander zu verzahnen. Die Gäste reisen mit der Bahn an, steigen am Bahnhof auf das Elektroauto um, mit dem sie zum Hotel rollen. Das Auto buchen sie für Ausflüge in der Umgebung und erkunden so die Region. Aus der Region soll der Strom für die Mobilität kommen. „Dezentrales Regeneratives Kraftwerk Bayerischer Wald (DEREK)“ heißt das: Wasserkraftwerke, PV-Anlagen oder Biomasse-Kraftwerke in der Region sollen den Strom erzeugen, der an den Ladestationen in die Fahrzeug-Batterien gespeist wird. Und dazu wird man in der Region noch aufrüsten müssen. Unter den Partnern aus der Wirtschaft, die bei E-Wald dabei sind, sind Firmen, die auf die Erzeugung und Nutzung regenerativer Energien spezialisiert sind.

40 Ladestationen im Landkreis

Demnächst soll der Aufbau der Ladestationen im Landkreis beginnen. Nach dem derzeitigen Konzept sollen es rund 40 im Landkreis sein, die in das System eingebunden sind, rund 240 bis 250 im gesamten Bayerischen Wald. Den Bürgermeistern gab Sperber in diesem Zusammenhang eine Hausaufgabe auf: Sie sollten Orte für diese Ladestationen vorschlagen. Möglichst Plätze, an denen verschiedene Verkehrsarten miteinander verknüpft werden, und möglichst Plätze, die hohes touristisches Potenzial haben. Plätze, an denen die Fahrzeuge schon einmal ein paar Stunden geparkt werden - und dabei aufgeladen werden. „Und die Kosten?“ kam gleich eine Frage. „Für die Kommunen keine, wir bitten nur, den Platz für die Ladestation und die Parkplätze gratis zur Verfügung zu stellen“, so Sperber, finanziert würden die Einrichtungen über E-Wald. Wie groß der Zuschuss vom Staat allerdings sei, das sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen, die Summe wird erst im nächsten Doppelhaushalt enthalten sein. Bisher war pro Modellprojekt von rund fünf Millionen Euro die Rede. Eine Summe, mit der Sperber nicht zufrieden wäre. „Unser Pilotprojekt läuft über eine viel größere Fläche als die städtischen Pilotprojekte, deswegen ist die Infrastruktur auch deutlich aufwändiger“, sagte Sperber. Er bezeichnete die Tatsache, dass die Region als Modellregion ausgewählt wurde, schon als Riesengewinn. 100 Bewerber hätte es gegeben, drei wurden ausgesucht. „Und wenn wir das Projekt durchsetzen, dann sind wir deutschlandweit das größte Modellprojekt für Elektromobilität“, so Sperber.

E-Fahrräder bleiben außen vor

„Wie schaut es mit den Elektro-Fahrrädern aus, sind die in dem Konzept erhalten?“ fragte Landrat Heinz Wölfl. Sie sind es nicht, das würde die Förderung sprengen, wie Sperber meinte. Wie Bodenmais’ Bürgermeister Michael Adam erwähnte, hätten Bodenmaiser Hoteliers schon nachgefragt, was eine Ladestation kosten würde. „Die einfachste Ladestation kostet nichts, das ist eine Steckdose“, so Sperber. Teurer würde es erst, wenn die Ladestation in das komplette System eingebunden ist. Da sind pro Ladestation rund 5000 Euro veranschlagt. Allerdings: Wegen der öffentlichen Förderung dürfen die Ladestationen nicht auf Hotelparkplätzen stehen, sondern nur an Orten, die auch allgemein für alle zugänglich sind. Produziert werden die Ladestationen von Unternehmen aus der Region, die das Knowhow dazu haben.
Bei den Bürgermeistern stießen die Ausführungen Sperbers auf positive Resonanz. Bis zu den Weihnachtsfeiertagen sollen die Kommunen ihre Vorschläge für Ladestationen-Standorte beim Regionalmanagement des Landkreises einreichen, nach den Weihnachtsferien soll ausgewählt werden. Das Schlusswort war Landrat Wölfl vorbehalten: „Die Region will ganz massiv auf die Steckdose drücken.“

Bayerwald Bote/ Michael Lukaschik
Foto: Lukaschik